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Ersatzprogramm: Touren rund um Leukerbad

Starke Schneefälle, schlechtes Wetter und erhebliche Lawinengefahr - die Voraussagen für die Bündnerhauteroute 2. Teil, 4 Tage zwischen Bergün und Scuol, sehen nicht gut aus. Müssen sie gar abgesagt werden? Tinu und René finden eine mögliche, um einen Tag gekürzte, Ersatzlösung, die sich in allen Teilen als gelungen, ja genial gut erweist! Statt am Montag reisen wir am Dienstag für 3 Tage nach Leukerbad. Hier sind bessere Wetter- und Schneeaussichten als im Osten der Schweiz vorausgesagt. Das Hotel Alpina statt Hüttentouren, ein richtiges Upgrade! Es freuen sich auf diese Tage: Lukas, Oscar, Benno und Marianne. Tinu führt also eine richtige Seniorengruppe in die Berge. Das mache ihm gar nichts aus, da fänden auch immer interessante Gespräche statt, meint er. Falls du den Bericht bis zum Schluss lesen magst, findest du einige träfe Beispiele dazu.

Mit den Torrentbahnen fahren wir sogleich bis ganz hinauf ins Skigebiet und geniessen eine erste rassige Abfahrt auf der Piste, bevor wir unterhalb der Station Rinderhütte die Felle ankleben und uns bereitmachen für den ersten Aufstieg. Da der Wind den Schnee tüchtig bearbeitet hat, steigen wir nicht auf den Schafberg, sondern weniger hoch, dafür weiter westlich aufs Horlini (2458m). Von hier fahren wir windgeschützt auf mehrheitlich schönem, etwas gepresstem Pulverschnee bis zum malerisch tief verschneiten kleinen Weiler Tschärmilonga hinunter. Nach dem Aufstieg durch den offenen Lärchenwald, kurven wir via Torrentalp nach Flaschen hinunter. Der Skibus bringt uns nach dieser ersten kleinen, gelungenen Tour zurück nach Leukerbad.

Am Mittwoch gehts mit der Gemmibahn hoch. Unser Ziel: Daubenjoch (2973m) - Trubelboden (2474m) - Schwarzgrat (Pt. 2905m) - Gemmi.  Wir sind die einzigen Tourengänger, die nicht das Daubenhorn auf dem Plan haben. Der Pulverschnee verspricht eine herrliche Abfahrt und die einsame Lage auf diesem eingeschneiten Boden unterhalb des Trubelhorns zwischen Felsbändern ist einmalig. Tinu zieht so wie wir es von ihm kennen, eine schöne Spur unter dem Schwarzgrat durch auf den Punkt 2905m. Von hier haben wir steile unverfahrene Pulverschneehänge zurück auf den Lämmerenboden vor uns. Schade, ist die Sicht etwas diffus, weiss in weiss, keine Konturen, mit etwas Mut gibt es schöne Bögen. Wir erreichen absolut zufrieden gerade noch die letzte Bahn nach Leukerbad hinunter. Durstig begiessen wir im Alpina diese für uns unbekannte Tour, danach gehts heute vor dem Znacht noch zum Bade- und Entspannungsplausch ins Thermalbad.

Unsere letzte Tour führt uns mit Seilbahn und Sessellift wie vorgestern ins Skigebiet Torrent. Ab der obersten Bergstation erreichen wir nach knapp 400Hm das Torrenthorn (2997m). Ein herrlicher Rundblick bietet sich an. Das Wetter ist heute perfekt, ein strahlend schöner Morgen. Die Abfahrt oben zuerst flach auf leichtem Pulverschnee, danach 600m steil hinunter auf den Boden vom Wysse See, bombastisch! Den Galmpass (2865m), unterhalb des Mauerhorns erreichen wir durch eine unwahrscheinlich schöne weisse Dünenlandschaft in bester Laune. Eine kurze Pulverschneeabfahrt bringt uns zum Ausgangspunkt unseres letzten Aufstiegs auf den Ferdenpass oder den Müllerstein (2821m). Nun folgt auch die lange Abfahrt, steile Pulverschneehänge, Felsbänder, da schlagen alle Herzen höher, die Augen strahlen, man könnte jauchzen. Leukerbad erreichen wir auf dem nassem Kleberschnee eines Alpsträsschens und der Piste.

Nebst drei phantastischen Tourentagen lieferten wir uns ein einmaliges Unterhaltungsprogramm. Da wurde Wissen übermittelt: von Bergpanoramen bis zu  Skifahrtechnik, von Tangotanz bis Balgtasche, von Pfeifenrauchmeisterschaften, von der Arbeit mit Leim und der daraus resultierenden Wirkung. Da kamen weitere persönliche Geschichten zu Tage mit gefährlichen Waffen wie dem Gewehr 57, dem Degen, den Wachtdiensten mit Hellebarden... Besonders erwähnenswert das gefährliche Nervengift (allerdings war man sich dabei beinahe einig, das edle Rot oder alle Gelbtöne gehörten nicht in diese Kategorie). Man sprach von alter und neuer Liebe, sowie Rezepten zu solcher, die nicht rostet. Manchmal wurde es philosophisch, Zitate von O-Ton, Ueli dem Schriber bis zurück zu Sokrates konnten da locker aus dem Ärmel gezogen werden. Die AHV-Initiative war natürlich auch ein Thema. Und ich beende meine lückenhafte Aufzählung mit dem ausgesetzten Güggel im Maisfeld nahe der Gürbe, als Folge eines meckernden Nachbarn.

Wir genossen drei herrliche Tage und zwei erheiternde Abende. Es war wunderbar! Wir haben so von Herzen lachen können!  Tinu und René: Merci tuusig für die kundige Führung und die gute Organisation.

Die Teilnehmenden: Lukas, Benno, Oscar, und Marianne (Bericht)